Warum Work Life Balance Unsinn ist

Gerne wird beim Ermitteln der Work Life Balance zeitlich aufgerechnet, welcher Lebensbereich welchen Anteil an Lebenszeit erhält. Problematisch daran: Arbeit und Privatleben geraten in eine Art Konkurrenzkampf. Dieser Beitrag hilft Dir Arbeit und Privat ohne Stoppuhr in Balance zu bringen.

Was bedeutet Work Life Balance eigentlich?

Wenn wir von Work Life Balance reden, meinen wir meist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeitsleben und Privatleben. Einer gewissen beruflichen Arbeitszeit sollte also ausreichend Zeit für Privates gegenüberstehen.

Der Begriff stammt aus dem Englischen: Work = Arbeit; Life=leben; Balance= Gleichgewicht. Betrachtet man sich diese Begriffe genauer, merkt man schnell, dass hier davon ausgegangen wird, dass man entweder „leben“ kann oder „arbeiten“. Arbeit gehört anhand dieser Begrifflichkeit offenbar nicht zum Leben dazu.

Doch was ist Arbeit dann? Ist Arbeit „Work“ nur ein lästiges Übel um seinen Lebensunterhalt zu verdienen? Ist Arbeit etwas, was uns aufgezwungen wird? Besteht bei dieser Begrifflichkeit überhaupt die Möglichkeit, in seiner Arbeit auch „Leben“ zu sehen?

Auf der anderen Seite bedeutet das Konzept Work Life Balance, dass alles was außerhalb von Arbeit stattfindet Leben „Life“ ist. Leben wir also beim Badezimmer schrubben zu Hause mehr als in unserem Beruf? Sind Freizeit, Hausputz oder das Auto in die Werkstatt bringen gleichermaßen „Leben“? Die Antwort darauf dürfte je nach persönlicher Vorliebe wohl sehr unterschiedlich ausfallen.

Work Life Balance als Mittel zur Selbstoptimierung?

Work Life Balance scheint in unserer heutigen Zeit zur Selbstoptimierung zu gehören. Nur wenn es gelingt, Arbeit und das restliche Leben zeitlich ausgewogen zu gestalten, hat man sein Leben im Griff. So wollen es uns die einschlägigen Ratgeber zumindest glauben machen.

Es reicht offenbar nicht einmal, ausreichend Zeit für Privates einzuräumen, wir müssen diese Zeit auch ausfüllen. Löcher in die Luft starren ist demnach keine sinnvolle Beschäftigung. Zumindest will uns das die Freizeitindustrie glauben machen.

Früher plante man einen Jahresurlaub. Und das war schon etwas Besonderes überhaupt seine eigenen vier Wände für mehrere Tage oder Wochen zu verlassen. Heute sollen wir doch bitte mindestens drei Mal pro Jahr verreisen. Zwischendurch dann auf jeden Fall Skifahren, Klettern, Kurzstädtetrips oder Sky Diving. Ganz nach Gusto und körperlicher Verfassung.

Doch Leben, heißt auch erholen. Nicht umsonst hat jeder Arbeitnehmer in Deutschland Anspruch auf Erholungsurlaub. Wir brauchen den Ausgleich zu unseren täglichen Pflichten um wieder Energie zu tanken. Packen wir jedoch diese Erholungszeit auch noch mit Pflichten und übermäßigen Unternehmungen voll, bleibt uns keine Regenerationszeit mehr. Der Körper unterscheidet schließlich nicht, ob der Stress durch Arbeit oder Freizeit verursacht wurde.

Es gibt keinen positiven Stress. Stress ist für den Körper ein Zustand höchster Alarmbereitschaft. Dauert dieser für längere Zeit an, macht er uns krank. Dabei ist es egal, wodurch er verursacht wurde. Im Kontext der Work Life Balance, stellt sich einmal mehr die Frage, ob durchgetaktete Freizeit eher zu Work oder Life zählt.

Was ist die Alternative zu Work Life Balance?

Die Zuordnung einzelner Tätigkeiten in unserem Leben entweder zum Bereich „Work“ oder „Life“ gestaltet sich also schwierig. Insbesondere, da auch im Privaten ungeliebte Aufgaben warten. Gleichermaßen gibt es im Beruf eine Vielzahl von Dingen, die wir mit Hingabe erledigen. Sonst würden wir den Beruf ja nicht ausüben.

Auf der anderen Seite lässt sich Arbeit und Leben zeitlich nicht scharf voneinander trennen. Wo fängt Freizeit an und wo hört sie auf? Wo beginnt Arbeit und wo endet sie. Verstehe ich mich gut mit einer Kollegin und halte einen Plausch in der Teeküche, ist diese halbe Stunde dann dem Privatleben zuzuordnen? Oder gehört das aufgrund der räumlichen Zuordnung an den Arbeitsplatz?

Eine scharfe Trennung der Bereiche Arbeit und Leben lässt sich also nicht vornehmen. Das ist auch gar nicht nötig. Gehe ich nämlich einer Tätigkeit, egal oder beruflich oder privat mit Hingabe nach, dann tut mir das einfach gut.

Ist es nicht vielmehr so, dass wir unsere Tage einfach immer zu voll packen und deshalb in Stress geraten? Wir haben überzogene Ansprüche an uns.

Geht es uns nicht gut, schleppen wir uns trotz Erkältung ins Büro, weil wir uns verpflichtet fühlen. Die Fenster zu Hause müssen immer blitzblank sein und natürlich gestalten wir auch unsere Freizeit stets sinnvoll.

Wäre es nicht auch eine Möglichkeit, alle unsere Lebensbereiche einfach verschmelzen zu lassen? Solange wir Zeit und Muße haben, einer Tätigkeit nachzugehen, macht sie uns in aller Regel auch Freude. Wird sie unter Stress bewältigt, fühlen wir uns schnell überfordert und gestresst.

Wichtig dabei ist es, den einzelnen Dingen den Raum zu geben, den sie benötigen.

Wenn Du zum Beispiel eine Präsentation fertigstellen musst, und Du weißt von vorne herein, dass Dir die Zeit die Du dafür hast, nicht ausreichen wird, wirst Du auch keine Freude daran haben. Du fühlst Du getrieben und fremdbestimmt. Planst Du aber ausreichend Zeit dafür, kannst Du in Ruhe daran arbeiten und fühlst Dich gut dabei.

Genauso ist es zu Hause: Willst Du die ganze Wohnung an einem Tag entrümpeln, sitzt Dir buchstäblich der Stress im Nacken. Nimmst Du Dir aber Schritt für Schritt immer wieder kleine Häppchen vor, dann arbeitest Du in Freude.

Arbeit ist auch Leben

Wir können also nicht entweder arbeiten oder leben. Wir leben immer, auch wenn wir arbeiten. Es stellt sich also nicht die Frage nach einer Work Life Balance, sondern vielmehr danach, wie wir Dinge tun. Arbeiten wir in Freude, Ruhe und Gelassenheit, geht es uns gut.

Haben wir Stress, Druck oder sind wir fremdbestimmt, fühlen wir uns unwohl und werden über lange Sicht krank. Dabei ist es egal, ob wir privat, beruflich oder in der Freizeit Stress und Überforderung empfinden.

Wir sollten also gut darauf hören, was uns unser Körpe und unsere innere Stimme sagt und klare Grenzen setzen.

Dieses Gedankenspiel machte Katrin

„Meist laufen wir in unserem Leben auf ausgetretenen Pfaden. Wir haben das Bewusstsein für unsere eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Träume verloren. Ich möchte Menschen inspirieren, ihren Alltag so zu gestalten, dass Raum bleibt, sich selbst zu spüren. So zeigt sich Schritt für Schritt der eigene Weg und es wächst der Mut diesen zu beschreiten.“