Die Redewendung „Äpfel mit Birnen vergleichen“ steht dafür, dass man nur solche Dinge miteinander vergleichen sollte, die auch miteinander vergleichbar sind. Dennoch neigen wir jeden Tag dazu uns selbst mit anderen zu vergleichen. Doch bringt uns dieser Vergleich überhaupt das gewünschte Ergebnis?
Was sagen Vergleiche aus?
Wir vergleichen uns jeden Tag und ständig. Der Nachbar hat ein neues Auto in der Einfahrt? Unser Auto ist schon zehn Jahre alt. Die Kollegin hat immer einen blitzblank aufgeräumten Schreibtisch? Bei Dir stapeln sich die Akten so hoch, dass Du kaum noch darüber schauen kannst. Die Klassenkameradin schreibt mit Leichtigkeit eine Eins nach der anderen. Man selbst ist froh, überhaupt nur eine Drei unter der Prüfung zu sehen.
So ließe sich die Liste endlos fortsetzen. Wir möchten gerne so gut in einer Sache sein, wie jemand anderes. Das Problem dabei, wir vergleichen im Grunde immer Äpfel mit Birnen:
- Was hat es mit Dir zu tun, dass der Nachbar sich ein neues Auto gekauft hat? Vielleicht ist dafür in diesem Jahr der Sommerurlaub bei ihm ausgefallen. Du kannst Dich aber schon auf die Mittelmeerrundreise freuen.
- Was nützt Dir der aufgeräumte Schreibtisch der Kollegin? Du weißt doch, wenn Du aufräumst findest Du für Wochen erst einmal nichts wieder.
- Was sagt die Eins über den Erfolg der Klassenkameradin aus? Sie schreibt immer nur Einsen ohne sich auch nur anstrengen zu müssen. Du hast Dich im letzten Jahr um zwei Noten verbessert und bist ein Ass im Tennis.
Es geht also immer um Äpfel und Birnen. Aber wir nehmen das nicht wahr, da wir schon von Kindesbeinen darauf konditioniert werden, uns mit anderen Menschen zu vergleichen.
Sich aneinander zu messen wird uns von klein auf beigebracht
Schon in der Krabbelgruppe geht es los: Mütter vergleichen den Entwicklungsstand ihrer Sprösslinge. Kann das gleichaltrige Baby der Freundin sich schon umdrehen oder den Kopf heben, wird direkt an den Fähigkeiten des eigenen Kindes gezweifelt, wenn es dies noch nicht kann.
In der Schule werden Noten verteilt, Olympiaden veranstaltet oder der Klassenbeste mit einer Urkunde belohnt. Später im Beruf will dann jeder der Erste auf der Karriereleiter sein.
Das Problem: Wir vergleichen immer nur die offensichtlichen Dinge. Die guten Noten werden für alle Klassenkameraden sichtbar gemacht. Verwandte und Bekannte fragen, ob man gut in der Schule sei. Niemand fragt, ob man vielleicht ein sehr sozialer Typ ist und alle Babys der Nachbarn sittet. Oder ob man gut mit Tieren umgehen kann. Oder ob man die tollsten Vehikel mit dem Technikbaukasten zusammensetzt. Doch wenn das so unwichtig ist, wo sollen dann die ganzen Kindergärtner, Tierpflegerinnen oder Hausmeister herkommen, die wir so dringend brauchen?
Wann vergleichen sinnvoll sein kann
Es wird also noch einmal mehr deutlich, dass wir immer Äpfel mit Birnen vergleichen, sobald wir in Konkurrenz zu anderen Menschen gehen. Jeder ist einzigartig und hat ganz individuelle Fähigkeiten. Wir schauen aber immer nur auf die Dinge, die wir als Gesellschaft uns als Maßstab ausgedacht haben.
Vergleichen kann aber dennoch sinnvoll sein, wenn man Äpfel mit Äpfeln oder Birnen mit Birnen vergleicht. Das heißt, ich kann mich gut mit mir selbst vergleichen. Ich kann die Ergebnisse nehmen, die ich bisher erzielt habe und mit den aktuellen Resultaten vergleichen.
Habe ich vor einem halben Jahr noch 20 Minuten gebraucht um einen Auftrag zu bearbeiten und schaffe es nun in 15 Minuten ist das auf jeden Fall ein Erfolg. Waren die Aktentürme auf meinem Schreibtisch im letzten Jahr noch so hoch wie der Mount Everest und in diesem Jahr sind sie auf das Niveau der Zugspitze geschrumpft, dann ist das ein Erfolg. Sicher ist der Schreibtisch immer noch nicht so top aufgeräumt wie der der Kollegin, aber das kann ja auch nicht der Maßstab sein. Vielleicht wünscht sich ja die Kollegin manchmal sogar ein bisschen mehr von meiner Gelassenheit.
Seinen eigenen Weg finden
Wenn wir versuchen, Dinge in unserem Leben zu verbessern oder besser zu organisieren, orientieren wir uns ebenfalls meist an anderen Menschen. Wir sehen den top geputzten Nachbarschreibtisch und versuchen das gleiche System für uns zu übernehmen. Doch landet das Ordnungssystem der Kollegin nach einer kurzen euphorischen Phase vermutlich bald in der Schublade.
Es ist wichtig, dass jeder seinen eigenen Weg findet, sein Leben zu verbessern oder sinnvoller mit seinen Ressourcen umzugehen. Es gibt nicht den einen Weg, den jeder entlangmarschieren sollte um zum Ziel zu gelangen. Jeder Mensch ist anders und daher benötigt auch jeder Mensch andere Methoden um sein Leben zu organisieren und zu planen.
Es ist auch in Ordnung immer wieder zwischen verschieden Systemen zu wechseln. Es gibt Menschen, die brauchen diese Abwechslung, da es ihnen schnell langweilig wird. Wieder andere nutzen den gleichen Terminkalender ein Leben lang. Wenn es diesen dann mal irgendwann nicht mehr in dem gewohnten Bordeauxrot gibt, sondern er nur noch in auberginefarben erhältlich ist, bricht für diese Personen eine Welt zusammen.
Wichtig ist, alles ist richtig, wichtig und hat seine Berechtigung. Prüfe also genau, wenn Dir jemand versucht die ultimative Organisationmethode für Dein Leben aufzudrängen. Sie muss zu Dir und Deinen Vorlieben passen. Ansonsten wandert sie sowieso ganz schnell in die Ecke!
Dieses Gedankenspiel machte Katrin
„Meist laufen wir in unserem Leben auf ausgetretenen Pfaden. Wir haben das Bewusstsein für unsere eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Träume verloren. Ich möchte Menschen inspirieren, ihren Alltag so zu gestalten, dass Raum bleibt, sich selbst zu spüren. So zeigt sich Schritt für Schritt der eigene Weg und es wächst der Mut diesen zu beschreiten.“