Unser Leben ist voll von gesellschaftlichen Verpflichtungen. Wir glauben, unsere eigenen Interessen und Wünsche zurückstecken zu müssen um Streit zu vermeiden und ein harmonisches Miteinander zu sichern. Doch wir sollten genau überlegen, wie hoch der Preis für die Harmonie ist und ob wir bereit sind, diesen zu zahlen.
Wir beugen uns tagtäglich gesellschaftlichen Verpflichtungen. Oft merken wir das gar nicht, weil wir uns daran gewöhnt haben. Sicher kennst Du eine der folgenden Situationen:
- Der spießige Geburtstag von Schwiegermama, wo sich am Ende alle über Politik streiten. Du hast absolut keine Lust darauf, schmeißt Dich aber trotzdem ins Blümchenkleid um Deinem Mann einen Gefallen zu tun.
- Die tratschende Nachbarin mit der Du eigentlich nichts zu tun haben möchtest, die Dich aber auf der Straße in ein Gespräch verwickelt. Wenn Du Dich nach 25 Minuten endlich losgerissen hast, brummt Dir der Schädel und Du hast den Rest des Nachmittags schlechte Laune.
- Der unzuverlässige Maler, den Du aber wiederholt beauftragst, weil ihr schon lange befreundet seid. Du hast Angst, Eure Freundschaft zu verlieren und nimmst daher lieber den Ärger und die schlampige Arbeit in Kauf.
Grundsätzlich kannst Du jederzeit tun, was Du willst. Du musst weder den Besuch bei Schwiegermutter ertragen noch die tratschende Nachbarin. Allerdings hat jede Entscheidung auch Konsequenzen. Du solltest also vorher genau abwägen, ob Du bereit bist, den Preis für Deine Entscheidung zu zahlen, egal in welche Richtung.
Mit diesen 4 Schritten, fällt die Entscheidung über eine gesellschaftliche Verpflichtung ganz leicht
Jeder hat schon mal einer langweiligen Feier beigewohnt. Sicher kennst auch Du solche Veranstaltungen, die Du eigentlich lieber meiden würdest. In unserem Fall stellen wir uns vor, Schwiegermutter hat zum Geburtstag eingeladen:
1. Analysiere die negativen Aspekte der gesellschaftlichen Verpflichtung
Du kennst diese Geburtstage, weil Du schon oft dort gewesen bist. Es läuft immer nach dem gleichen Schema ab: Du weißt, dass Du Dir wieder gemeine Kommentare über Deine Frisur anhören musst. Du weißt, dass niemand darauf Rücksicht nimmt, dass Du Vegetarierin bist. Bestenfalls wird man Dir Beilagen servieren. Natürlich wird der Alleinunterhalter Schlager und Volksmusik spielen und Onkel Klaus wird Dich zum Tanzen nötigen. Sobald alle einen gewissen Alkoholpegel erreicht haben, wird das Gespräch auf Politik kommen und es wird in einer handfesten Auseinandersetzung enden.
2. Mache Dir die Konsequenzen bewusst, wenn Du die gesellschaftliche Verpflichtungen ignorierst
Du könntest, Schwiegermutter höflich absagen. Doch auch in diesem Fall, gibt es Konsequenzen, mit denen Du bereit sein musst zu leben: Zum einen wird natürlich Schwiegermutter enttäuscht sein und allen erzählen, was für eine furchtbare Frau Du für ihren Sohn bist. Dein Mann wird nicht begeistert sein, immerhin handelt es sich um seine Familie, mit der er sich verbunden fühlt. Die Kinder mögen Oma eigentlich ganz gerne und finden es schade, dass sie nun nicht mit dem neuen Hundewelpen spielen können, den Oma vor drei Wochen bekommen hat.
3. Überlege Dir Maßnahmen, um negative Aspekte der gesellschaftlichen Verpflichtung abzumildern
In einem nächsten Schritt könntest Du überlegen, wie Du die negativen Aspekte der gesellschaftlichen Verpflichtung abmildern kannst: Könntest Du eventuell Deine Schwiegermutter vorab fragen, ob Du ein vegetarisches Gericht beisteuern kannst? Vielleicht fällt Dir eine schlagfertige Erwiderung ein, sollte es erneut hämische Kommentare über Deine Frisur geben. Und frage Dich, wie schlimm Schlager und Volksmusik wirklich für Dich sind.
4. Wäge die Konsequenzen genau ab
Am Ende triffst Du Deine Entscheidung. Allerdings hast Du nun eine ganz andere Situation für Dich geschaffen: Du musst nun nicht mehr zu Schwiegermutters Geburtstag gehen, sondern Du hast Dich dafür entschieden oder auch nicht. Hast Du Dich für das Fest entschieden, hast Du Maßnahmen gefunden, die unangenehmen Aspekte der Feierlichkeiten abzuschwächen. Und wer weiß, am Ende wird die ungeliebte Spießerparty vielleicht sogar ein rauschendes Fest mit durchtanzten Schuhen.
Wir haben immer eine Wahl
Wir stoßen täglich auf Pflichten, von denen wir glauben, wir hätten keine Wahl ob wir uns ihnen beugen oder nicht. Das verursacht ein Gefühl von Machtlosigkeit in uns. Das Wort Pflicht oder Verpflichtung drückt diese Machtlosigkeit ja schon aus.
Die Wahrheit ist aber, wir haben immer eine Wahl, wir müssen nur bereit sein, die Konsequenzen unserer Entscheidung zu tragen. So etwas wie gesellschaftliche Verpflichtungen existiert demnach nur dann, wenn wir Teil dieser Gesellschaft sein möchten. Verzichten wir auf die Annehmlichkeiten, die uns die Gesellschaft bietet, so müssen wir auch keine Gegenleistung dafür bringen.
Wenn wir uns dies immer wieder bewusst machen, führen wir ein absolut selbstbestimmtes Leben. Wir entscheiden ein ums andere Mal aufs Neue, Mitglied einer Gruppe zu sein oder nicht. Niemand zwingt uns dazu. Doch wenn wir dazu gehören möchten, dann kommen wir um die Verpflichtungen nicht herum. Die Entscheidung liegt aber zu 100% bei uns.
Wie kannst Du Dich in der Praxis von gesellschaftlichen Pflichten befreien?
Natürlich kannst Du nicht für jede Kleinigkeit immer sämtliche Konsequenzen abwägen. Oft befinden wir uns auch in Situationen, die das nicht zulassen. Passt Dich die tratschende Nachbarin zum Beispiel unvermittelt ab, dann wirst Du Dich vermutlich auf das Gespräch einlassen. Du könntest Dir aber für das nächste Mal eine gute Ausrede überlegen, warum Du keine Zeit hast. Dann bist Du vorbereitet.
Es gibt aber immer wieder Verpflichtungen vor denen wir gerne weglaufen möchten und genügend Zeit haben uns damit auseinander zu setzen. Dann kann es wirklich helfen, alle negativen Aspekte aufzuschreiben. Wichtig ist es diese auch zu bewerten. Also zum Beispiel wie übel findest Du Schlagermusik überhaupt. Ist das ein Grund, den Geburtstag abzusagen?
Helfen kann Dir eine Liste mit Gegenmaßnahmen: Also wie könntest Du Beleidigungen entgegentreten oder wie kommst Du an Dein vegetarisches Essen?
Am Ende hast Du eine fundierte Entscheidung. Eine Entscheidung, die Du getroffen hast aus freien Stücken. Wetten, das nächste Familienfest wird gar nicht so schlecht…
Dieses Gedankenspiel machte Katrin
„Meist laufen wir in unserem Leben auf ausgetretenen Pfaden. Wir haben das Bewusstsein für unsere eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Träume verloren. Ich möchte Menschen inspirieren, ihren Alltag so zu gestalten, dass Raum bleibt, sich selbst zu spüren. So zeigt sich Schritt für Schritt der eigene Weg und es wächst der Mut diesen zu beschreiten.“