Weihnachten alleine? Darf ich das?

Weihnachten gilt gemeinhin als das Fest der Familie. Kinder, Enkel und Großeltern kommen zusammen um diese Feiertage gemeinsam zu begehen. So ist das schon immer gewesen. Aber ist das unbedingt für jeden die richtige Art, Weihnachten zu feiern?

Große Feste und Feierlichkeiten gibt es in diesem Jahr sowieso nicht. Wer also schon immer mal gerne Weihnachten ganz alleine oder im kleinsten Kreis verbringen wollte, hat in diesem Jahr die perfekten Argumente, das einfach mal auszuprobieren.

Nichtdestotrotz stellt sich die Frage, ob es richtig ist, Weihnachten ganz alleine zu verbringen. Sollte es nicht doch lieber ein großes Fest mit der ganzen Familie sein. Müsste man nicht zumindest jedem mal einen Besuch abstatten? Ist es egoistisch, seine Ruhe haben zu wollen, wenn Verwandte oder Freunde vielleicht alleine und ohne Partner in ihrer Wohnung sitzen?

Sollten wir mit unserer Gesellschaft nicht das Leben anderer glücklicher machen? Haben wir nicht eine Verpflichtung anderen gegenüber? Oma freut sich doch immer so, wenn wir kommen. Die erste Frage die wir uns stellen müssen ist jedoch:

Freut sich wirklich jeder über Gesellschaft?

Wer sagt eigentlich dass jeder am glücklichsten ist, wenn er Weihnachten von einer großen Schar Menschen umgeben ist? Vielleicht möchte ja der ein oder andere auch einfach mal seine Ruhe. Die Stille und Besinnung genießen. Endlich mal tun und lassen was er oder sie möchte.

Statt zum x-ten Mal Gans, einfach eine Pizza bestellen? Fleckiger Pulli und Jogginghose statt Glitzershirt und High-Heels? Das Schöne ist, feiern wir Weihnachten allein oder im kleinsten Kreis, bestimmten wir selbst, wie wir Weihnachten verbringen.

Nicht nur das – Weihnachten alleine oder im engsten Kreis zu feiern, bringt noch eine ganze Reihe anderer Vorteile für Dich:

  • Niemand macht blöde Kommentare über Deine Figur, Deine Frisur oder Deinen Beziehungsstatus.
  • Du sparst eine Menge Geld für Geschenke. Eine Weihnachtskarte tut es in vielen Fällen auch und sorgt vielleicht sogar für noch mehr Freude als eilig besorgte Geschenke.
  • Du musst keine Freude über quitschbunte Socken, kitschigen Baumschmuck aus Plastik oder ungenießbare Weihnachtsplätzchen heucheln.
  • Du kannst die Musik hören, die Du magst und musst keine nervigen Gedichte oder schrille Blockflötenklänge von angeblich hochbegabten Nichten oder Neffen ertragen.

Weihnachten alleine oder im kleinsten Kreis, bringt also eine ganze Menge Annehmlichkeiten mit sich. Vielleicht hast Du Dich dafür entschieden und freust Dich auf das besinnliche und ruhige Fest ganz in Deinem Stil.

Doch was wenn sich das schlechte Gewissen meldet, weil Oma, Tante oder Bruder nun Weihnachten auf Deine Gesellschaft verzichten müssen? Damit kommen wir zur zweiten Frage:

Entsprechen Deine Befürchtungen überhaupt der Wahrheit?

Oftmals machen wir uns Gedanken über Dinge, die eigentlich gar nicht wahr sind. Wir vermuten, dass Oma sauer sein wird wenn wir sie nicht besuchen. Wir glauben, dass unser Fehlen in die große Familienrunde ein riesiges Loch reißen wird.

Wenn wir solche Situationen beurteilen, basiert dies jedoch immer auf unserer ganz subjektiven Wahrnehmung. Wir glauben, dass unser Besuch für Oma ganz wichtig ist. In Wirklichkeit ist sie aber froh, wenn sie endlich hinter den ganzen Enkeln die Tür zu machen kann und ihre Ruhe hat. Die große Familienrunde kommt vielleicht ohne uns sogar besser zurecht, weil dann der Platz am Tisch nicht ganz so beengt ist.

Das bekommt man aber nur heraus, wenn man darüber redet. Vielleicht traut sich Oma ja dann zu sagen, dass sie eigentlich Weihnachten ganz gerne mal ins Theater gehen würde statt immer alle zu bekochen. Oder jeder aus der Familienrunde feiert Weihnachten mal ganz für sich und alle sind froh, diese Verpflichtung endlich los zu sein. Dafür muss aber jemand den Anfang machen und das Thema ansprechen. Könntest Du das sein?

Wenn es sich einfach klären lässt und jeder Weihnachten gerne mehr Ruhe hätte, dann ist das der Idealfall und alle sind glücklich. Aber was, wenn dem nicht so ist? Dann stellt sich die Frage Nummer drei:

Was tun, wenn Oma traurig ist?

Sicher stößt es nicht überall nur auf Gegenliebe, wenn du verkündest, Weihnachten in diesem Jahr alleine feiern zu wollen. Es gibt bestimmt eine Oma, Schwester oder einen Onkel, die wie in jedem Jahr fest mit Dir gerechnet haben und nun überaus enttäuscht über Deine Pläne sind.

Vielleicht hilft es Dir dann, wenn Du Dir die Frage stellst, ob Du wirklich für die Gesellschaft Deiner Familie und Eltern zuständig bist? Schließlich hast Du Dein eigenes Leben und Deine eigenen Prioritäten. Du bist für Dein eigenes Glück verantwortlich und die anderen für deren Glück.

In Situationen, in denen wir die Erwartungen anderer nicht erfüllen möchten, müssen wir abwägen, was schwerer wiegt: Überwiegt das Glück, das Weihnachtsfest alleine und in Ruhe zu begehen, darüber, wegen Oma ein schlechtes Gewissen zu haben? Wiegt das ungute Gefühl, dass Oma Weihnachten alleine ist schwerer, dann sollte die Wahl auf Oma fallen. Denn dann geht es uns insgesamt besser. Können wir aber gut damit leben, dass Oma ein bisschen sauer ist, dann sollten wir unser eigenes Ding machen.

Aber vielleicht gibt es ja noch eine ganz andere Lösung:

Gute Planung macht vieles möglich. Planst Du Dein Weihnachtsfest rechtzeitig im Voraus, bekommst Du vielleicht sogar alles unter einen Hut: Weihnachten alleine und die Verwandten treffen.

Wichtig ist, dass Du Dir erst einmal überlegst (und zwar schon ein paar Wochen vor Weihnachten) wie das optimale Fest für Dich aussehen würde. Seid Ihr eine kleine Familie, dann sollten alle ihre Wünsche äußern. Setzt Euch zusammen und schreibt alles auf.

Dann nimm ein zweites Blatt und schreibe auf, was vermeintlich von anderen von Dir oder von Euch erwartet wird und welche Verpflichtungen Du hast.

Vergleichst Du nun beide Blätter, siehst Du sofort, was einfach umsetzbar ist und wo es Organisationsbedarf gibt. Nun musst Du nur noch überlegen, was Du absagst oder wofür es eine andere Lösung geben könnte. Vielleicht ist ja Oma genauso glücklich wenn Du sie am 3. Advent besuchst und ihr gemeinsam Plätzchen backt. Vielleicht würde ihr das ja sogar noch besser gefallen.

Das funktioniert aber nur, wenn Du rechtzeitig über Dein Weihnachten nachdenkst. Dann kann es genau so sein, wie Du es Dir wünschst. Du musst nur mit der Planung beginnen ansonsten entscheiden andere für Dich und die sehen nur das, was für sie am besten ist. Also nimm Dir jetzt gleich einen Stift und fange an, Dein Weihnachtsmärchen zu planen!

Dieses Gedankenspiel machte Katrin

„Meist laufen wir in unserem Leben auf ausgetretenen Pfaden. Wir haben das Bewusstsein für unsere eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Träume verloren. Ich möchte Menschen inspirieren, ihren Alltag so zu gestalten, dass Raum bleibt, sich selbst zu spüren. So zeigt sich Schritt für Schritt der eigene Weg und es wächst der Mut diesen zu beschreiten.“