Es reicht! – Wie Du erkennst, wann etwas genug ist

Wieso wollen wir eigentlich immer mehr? Mehr Erfolg, mehr Geld, mehr Anerkennung, mehr Urlaub, mehr Macht, mehr Besitz? Was macht dieser Wunsch nach „mehr“  mit uns und wie erkennen wir wann es genug ist?

Die Geschichte vom zufriedenen Fischer

Mich fasziniert die Geschichte von dem Fischer und dem Berater. Vielleicht kennst Du sie, aber dennoch möchte ich sie hier in meinen Worten wiedergeben:

Es gab einmal einen Fischer, der fuhr jeden Tag für zwei Stunden aufs Meer hinaus und fing eine Hand voll Fische. Diese verkaufte er und setzte sich anschließend an den Kai in die Sonne und lauschte dem Plätschern der Wellen.

Ein Berater, der in dem kleinen Fischerdorf Urlaub machte, beobachtete das ein paar Tage. Dann wurde es ihm zu viel und er sprach den Fischer an:

„Ich beobachte Dich jetzt seit ein paar Tagen. Du fährst für zwei Stunden auf Meer hinaus und kommst nur mit einer Hand voll Fische nach Hause. Wenn Du aber den ganzen Tag dort draußen wärst, könntest Du viel mehr Fische fangen und verkaufen. Dann hättest Du irgendwann genug Geld, um Dir ein größeres Boot zu kaufen. Dort könntest Du Mitarbeiter beschäftigen, die mit Dir Fische fangen. Bald hättest Du dann so viel Geld, dass Du nicht mehr arbeiten müsstest und den ganzen Tag in der Sonne sitzen könntest.“

Darauf  antwortet der Fischer: „Aber das mache ich doch bereits. Ich sitze fast den ganzen Tag in der Sonne und genieße mein Leben. Wozu also der Umweg?“

Wofür brauchen wir mehr von etwas?

Die Geschichte hält uns und unserem Lebensstil einen Spiegel vor. Wir möchten immer mehr  von etwas haben, ohne zu hinterfragen, ob dieses Mehr uns unseren eigentlichen Zielen überhaupt näher bringt.

Hier einige typische Beispiele, wie der gewählte Weg zum Ziel das eigentliche Ziel untergräbt:

  • Wir möchten mehr Geld verdienen um freier zu sein, versklaven uns dafür aber in einem Job mit Stress und Überstunden und verfügen nicht mal über genügend freie Zeit das Geld das wir da verdienen überhaupt auszugeben.
  • Wir kaufen viele Dinge, die uns das Leben erleichtern sollen. Das Ende vom Lied, wir müssen unseren Besitz pflegen, reinigen und gleichzeitig unseren Wohnraum mit ihm teilen. Statt Erleichterung können Dinge also auch mehr Arbeit bringen.
  • Wir suchen Erholung und fahren dafür so oft wie möglich in den Urlaub. Der An- und Abreisestress wiegt jedoch die Erholung ganz schnell auf. Vielleicht wäre es ja effektiver mal ein verregnetes Wochenende mit einem guten Buch im  Bett zu verbringen, statt auf die Heilsversprechen der Reiseanbieter zu vertrauen.
  • Wir besuchen einen Meditations- und Qigong- Kurs nach dem nächsten um zu lernen, wie man den Geist beruhigt. Gleichzeitig fehlt uns dadurch aber die Zeit, einfach nur mal dazusitzen und nichts zu tun. Eben genau das, was wir im Kurs lernen möchten.

Was ist Dein „mehr von etwas“ Thema?

Möglicherweise findest Du Dich in den oben genannten Beispielen nicht wieder. Aber bestimmt gibt es auch in Deinem Leben solch ein Paradox. Leider erkennen wir das häufig nicht so schnell.

Meine Erfahrung ist jedoch, wenn man einmal dafür sensibilisiert ist, fällt es wesentlich leichter, diese Dinge zu erkennen und dann auch abzustellen, wenn man das möchte.

Ich frage mich „wofür“!

Ich habe mir angewöhnt, mich bei den meisten Dingen zu fragen, wofür ich die tun möchte. Ich überlege mir ganz genau, was mein eigentliches Ziel ist, das ich damit erreichen möchte. Anschließend prüfe ich genau, ob mein gewählter Weg dahin auch der richtige ist und vor allem: Was ist genug?

Meine Geschichte vom überfüllten Kleiderschrank

Sehr geholfen hat mir das bei meinem Kleiderschrankprojekt: Letztes Jahr habe ich begonnen, meinen Kleiderschrank auszumisten. Der erste Schritt war noch recht simpel. Ich habe einfach alle alten abgetragenen Kleidungsstücke entsorgt.

Allerdings waren danach immer noch eine ganze Menge Klamotten übrig. Ich war immer der Meinung gewesen, viel hilft viel. Also habe ich auch oft Kleidung gekauft.

Allerdings habe ich mir nur selten die Mühe gemacht, wirklich die perfekte Kleidung auszusuchen. Somit hatte ich viele Stücke, die zwar ganz schön waren, in denen ich mich aber gar nicht so wirklich wohl fühlte.

Oft zog ich mich dann morgens zwei oder drei Mal um. Das kostete viel Zeit und vor allem mochte ich es gar nicht, die Sachen nach den Anprobieraktionen wieder zusammenzulegen und in den Schrank zurück zu räumen. Neben der vergeudeten Zeit fürs Umziehen hatte ich also auch noch extra Arbeit mit wegräumen.

Im nächsten Schritt meines Kleiderschrankprojektes habe ich mich dann gefragt, was eigentlich mein Ziel ist bei der Kleiderwahl. Ich kam zu dem Schluss, dass ich gerne nur noch Kleidung besitzen möchte, die bequem ist und in der ich das Gefühl habe, gut auszusehen.

Daraufhin habe ich alle „Na-ja-geht-so-Teile“ weggegeben oder gespendet. Inzwischen habe ich fast nur noch Kleidung im Schrank, die nach meinem Gefühl wirklich zu mir passt. Das Paradox: Seit ich weniger im Schrank habe, hatte ich nie wieder das Gefühl, nichts anzuziehen zu haben. Ich habe immer genug!

Ich habe nun zum einen einen besseren Überblick darüber, was ich besitze und zum anderen fühle ich mich in jedem einzelnen Stück auch wohl. Ich spare jetzt nicht nur Zeit morgens beim Anziehen sondern auch beim Aufräumen, da plötzlich weniger zu sortieren und zu legen ist.

Kosten-Nutzen-Rechnung

Was für den Kleiderschrank funktioniert, funktioniert auch für unsere Termine, Küchenschränke, Einkaufslisten und noch vieles mehr. Denn alles, was wir in unser Leben ziehen, verursacht Aufwand oder Kosten. Der Nutzen muss den Aufwand überwiegen, egal ob  es sich um Tätigkeiten, Termine, Hobbies oder Dinge handelt.

Überwiegt jedoch die Aufwand- und Kosten-Seite, sollten wir erwägen uns von der Sache, der Aufgabe oder der Verpflichtung zu trennen. Denn viel hilft nicht immer viel. Irgendwann ist einfach genug!

Dieses Gedankenspiel machte Katrin

„Meist laufen wir in unserem Leben auf ausgetretenen Pfaden. Wir haben das Bewusstsein für unsere eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Träume verloren. Ich möchte Menschen inspirieren, ihren Alltag so zu gestalten, dass Raum bleibt, sich selbst zu spüren. So zeigt sich Schritt für Schritt der eigene Weg und es wächst der Mut diesen zu beschreiten.“