Wie Dir ein Punkteplan bei der Kindererziehung helfen kann
Kinder lieben Belohnungen. Schon Kleinigkeiten motivieren ungemein und spornen richtig an. So erledigen Kinder auch Dinge gerne, die sie weniger spannend finden.

Inhaltsverzeichnis
3 Ursachen, wann ein Punkteplan bei Kindern nicht wirkt
Wenn wir versuchen, als Eltern ein bestimmtes Verhalten unserer Kinder über Belohnung zu erreichen, müssen wir uns vorher die Frage stellen, ob dies im konkreten Fall über Belohnungen überhaupt möglich ist. Wir müssen also herausfinden, warum unsere Kinder nicht das tun, was wir uns wünschen.
Konkret heißt das, herauszufinden, warum das Kind nicht motiviert ist. Dafür müssen wir verstehen, wie (De-)Motivation entsteht. Im Grunde stellen wir Menschen uns bei jeder Aufgabe folgende Fragen:
- Ist es überhaupt notwendig, etwas zu tun, um ein angestrebtes Ziel zu erreichen?
- Kann ich dieses Ziel aus eigener Kraft überhaupt erreichen?
- Ist mir das Ziel wichtig genug, etwas dafür zu tun?
Mit einem Punkteplan können wir nur etwas bewirken, wenn wir die oben genannten Punkte beantworten und somit die Belohnung richtig einsetzen. Nehmen wir an, wir möchten unsere Kinder dazu bewegen, mehr für die Schule zu tun:
Ursache 1: Erkennt das Kind die Notwendigkeit?
Als erstes müssen wir uns die Frage stellen, ob unser Kind überhaupt die Notwendigkeit sieht, etwas zu tun, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Belohnen wir also zum Beispiel jede Note 1 oder 2, dann ist es entscheidend, ob es unserem Kind leicht oder schwer fällt, diese Note zu erreichen. Ist unser Kind ein guter Schüler, muss es sich für eine gute Note nicht anstrengen. Es wird also kaum mehr für die Schule tun, wenn lediglich eine gute Note belohnt wird.
Ursache 2: Traut sich Dein Kind das Gewünschte zu?
Ist unser Kind ein Schüler, dem es schwerer fällt gute Noten zu erreichen, dann wird die zweite Frage relevant, nämlich, ob es sich überhaupt in der Lage sieht, eine gute Note zu erreichen. Hat es schon mehrere Fehlschläge erlebt und die Erfahrung gemacht, dass Lernen nichts bringt, dann wird es auch mit einer Belohnung für eine gute Note nicht mehr für die Schule tun, da es aussichtslos erscheint.
Ursache 3: Ist das Angestrebte wichtig genug?
Stellt sich nun noch die Frage, ob es unserem Kind wichtig genug ist gute Noten zu erhalten. Hier könnten wir mit Belohnungen die Wichtigkeit des Zieles erhöhen. Das heißt, wenn das tolle neue Fahrrad sehr wichtig ist und die guten Noten Voraussetzung, dann könnten wir eventuell einen Effekt erhalten, aber nur, wenn auch die ersten beiden Fragen mit “Ja” beantwortet wurden.
Aber auch hier Vorsicht: Auch die Belohnung muss greifbar und erreichbar sein. Wir kennen diesen Effekt manchmal von Abnehmversuchen. Das Stück Schokolade jetzt sofort verspricht oft mehr Freude, als die Bikinifigur in drei Monaten. Es kommt also sehr darauf an, wie und was wir belohnen, um mit einem Punkteplan wirklich einen Effekt zu erzielen.
Bei dem Beispiel mit dem Fleiß in schulischen Dingen, wäre es ein Weg, nicht das Ergebnis zu belohnen, sondern den Weg dahin. Du könntest also Punkte verteilen für das Bearbeiten zusätzlicher Arbeitsblätter oder für eine gewisse Zeit zusätzliches Lesen. Belohne also lieber die Anstrengung, das Ergebnis stellt sich dann schon von alleine ein.
Was Du bei einem Punkteplan für Kinder unbedingt vermeiden solltest
1. Vermeide, dass ein Gewöhnungseffekt eintritt
Dieses Problem stellt sich meist, wenn Du für regelmäßige Dinge wie Zähneputzen, Bett machen oder Hausaufgaben erledigen belohnst. Dein Kind gewöhnt sich daran und nimmt die Belohnung als Selbstverständlichkeit wahr. Entziehst Du die Belohnung irgendwann wieder, wird das eventuell als Bestrafung wahrgenommen. Setze einen Punkteplan also möglichst nicht für alltägliche Dinge ein.
2. Vermeide, dass Du die natürliche Motivation Deines Kindes reduzierst
Kinder haben oft Spaß am Helfen oder bestimmte Dinge zu erledigen. Mag Dein Kind zum Beispiel Auto waschen, dann wird es mit Begeisterung dabei sein. Beginnst Du dann dafür zu belohnen, vielleicht mit Geld oder mit einem Punkteplan, dann wir Dein Kind Dir irgendwann nur noch helfen, wenn es eine Belohnung erhält. Entziehst Du die Belohnung wenn Du zum Beispiel der Meinung bist, Dein Kind ist jetzt alt genug auch ohne Belohnung zu helfen, dann verlierst Du eventuell einen fleißigen Autowascher, da die Freude an der Arbeit der Freude auf die Belohnung gewichen ist.
3. Vermeide, dass Belohnungen als nicht erreichbar wahrgenommen werden
Diese Problem stellt sich, wenn Du die Messlatte unerreichbar hoch legst. Dann stellt sich für Dein Kind nämlich wieder die Frage, kann ich das Ziel überhaupt erreichen? Sieht es da von vorne herein keine Chance, dann hilft keine Belohnung der Welt, Dein Kind zu motivieren. Ähnlich ist es, wenn die Belohnung zeitlich zu weit weg ist. Wenn also die neue Spielekonsole fürs gute Zeugnis noch ein Jahr entfernt ist, dann ist der aktuell Genuss, nämlich mehr Freizeit statt lernen unter Umständen attraktiver, als die Prämie am Schuljahresende.
Hier also auch wieder die Empfehlung, lieber die Anstrengung zu loben, statt des Ergebnisses. 30 Minuten extra Mathe-Aufgaben ist eine leistbare Aufgabe. Und acht mal 30 Minuten extra üben vor der Mathearbeit bringen bestimmt ein gutes Ergebnis. Das nimmt auch den Druck im Test, unbedingt eine gute Note erzielen zu müssen.
4. Vermeide, dass Dein Kind, die Belohnung gar nicht will
Oftmals glauben Eltern genau zu wissen, was ihr Nachwuchs möchte und was nicht, ohne nochmal nachzufragen. Kinder verändern sich aber so schnell, dass die Barbiepuppe, die gestern noch so toll war, heute schon als total kindisch eingestuft wird. Belohnungen sollten also mit den Kindern abgestimmt werden.
Welche Art von Belohnungen Du bei Kindern einsetzen kannst und welche besser nicht
Vorsicht ist geboten bei materiellen Belohnungen. Belohnst Du regelmäßig mit materiellen Dingen, wird Dein Kind irgendwann mehr und größere Dinge wollen, um noch motiviert zu werden. Das könnte nach hinten losgehen und den Geldbeutel übermäßig strapazieren.
Besser sind Belohnungen, mit denen kein fester Geldwert verbunden ist. Die Belohnungen dürfen durchaus mit Kosten verbunden sein, ein gemeinsamer Kinobesuch aber zum Beispiel ist wertmäßig schlecht vergleichbar mit anderen Dingen, bei denen ihr als Familie Zeit miteinander verbringt.
Wir empfehlen statt materiellen Belohnungen, einfach mal “unvernünftige” Dinge zu erlauben. Jede Mutter weiß: Essen vor dem Fernseher oder langes Computerspielen schaden dem Nachwuchs. Doch manchmal möchte man doch alle Vernunft bei Seite schieben und diese Dinge gerne erlauben. Damit es bei “manchmal” bleibt, lass doch Deine Kinder sich diese Ausnahmen verdienen.
Acht Mal diszipliniert für die Mathearbeit gebüffelt? Als Belohnung gibt’s einen Kinoabend mit Popcorn. So haben Deine Kinder auch an eher langweiligen Aufgaben Freude und gleichzeitig verbringt Ihr vielleicht sogar wertvolle Familienzeit.
Wie Du einen Punkteplan für Kinder richtig einsetzt
Damit der Punkteplan auch langfristig funktioniert, solltest Du ein paar Grundregeln beachten:
Setze den Punkteplan sparsam ein
Nutze Belohnungen bzw. einen Punkteplan nur, wenn Du Dein Kind nicht auf andere Weise motivieren kannst. Versuche also als erstes herauszufinden, warum Dein Kind bestimmte Dinge nicht tut. Vielleicht versteht es ja etwas in der Schule nicht. Dann bringt erklären mehr als belohnen.
Belohne nur für Dinge, wo dies auch notwendig ist
Dinge, die Dein Kind sowieso gerne oder von alleine tut, solltest Du nicht belohnen, da Du damit der Motivation schaden könntest.
Achte darauf, dass der Punkteplan einfach verständlich ist: Also pro erledigter Aufgabe sollte es einen Punkt geben. Weiter nichts! Komplizierte Systeme wo es für verschiedene Aufgaben unterschiedliche Punktzahlen gibt, solltest Du vermeiden.
Belohne nur für Zusatzaufgaben
Selbstverständlichkeiten oder reguläre Pflichten solltest Du nicht belohnen. Mithilfe im Haushalt, Zähneputzen oder die Hausaufgaben sollten also nicht mit einem Punkteplan belohnt werden. Für zusätzliches Lernen in den Ferien oder die besonders gute Mithilfe im Garten darf es aber gerne einen Punkt auf dem Punkteplan geben.
Belohne zeitnah
Zu weit entfernte Belohnungen wirken oft nicht, weil unser Gehirn das was wir sofort bekommen als attraktiver bewertet. Also die Zeit des Faulenzens jetzt wiegt mehr als die Belohnung für das gute Zeugnis irgendwann.