Kannst Du es ertragen, Zeit zu haben?

Die meisten  Menschen wünschen Sich mehr Zeit. Gleichzeitig finden wir jedoch allerlei Gründe, warum das nicht geht. Warum ist das so? Behindern wir uns vielleicht sogar selbst? In diesem Beitrag findest Du drei mögliche Antworten.

1. Ich habe Zeit, also bin ich unwichtig?

Wer keine Zeit hat ist offenbar sehr gefragt und damit wohl auch sehr wichtig. Diese Denkweise prägt unsere westliche Gesellschaft. Überstunden sind gang und gäbe. Wir jammern darüber, keine Zeit zu haben und suchen so Mitgefühl und Anerkennung von anderen.

Hetzen wir von einem Termin zum nächsten, fühlen wir uns gebraucht. Offenbar dreht sich ohne uns kein Rad. Wir sind wichtig und unsere Leistung hält den Laden am Laufen.

Menschen, die gerne helfen und für andere da sind, tappen oftmals in diese Falle. Wenn man selbst zu diesen Menschen gehört, sollte man sich allerdings ganz ehrlich fragen, ob die anderen die eigene Gutmütigkeit nicht einfach nur ausnutzen.

Sätze wie „Ohne Dich würde das hier gar nicht funktionieren!“ oder „Das bekommst Du wirklich immer viel besser hin als ich.“ fühlen sich zwar gut an, können aber unterschwellig manipulativ sein. Man fühlt sich geehrt, dass die eigene Leistung so geschätzt wird. Geht dann aber die Kollegin, die das immer sagt, regelmäßig pünktlich nach Hause, während man selbst noch Überstunden schiebt, dann läuft definitiv etwas schief.

Wir sollten also unsere Aufgaben regelmäßig darauf prüfen, ob die wirklich nur von uns erledigt werden können, oder ob wir uns fremde Verpflichtungen aufladen. In diesem Fall sollten wir dringend überlegen, wie wir zukünftig reagieren, wenn wieder neue Aufgaben anklopfen.

Neigen wir dazu immer gleich „ja“ zu sagen, reicht es unter Umständen schon, sich eine Bedenkzeit zu erbitten. Dann kann man in Ruhe darüber nachdenken, ob man die neue Aufgabe wirklich noch bewältigt.

2. Haben wir Angst, vor dem „Zeit haben“?

Wie fühlt es sich an, wenn Du Dir vorstellst, Zeit zu haben? Schließe dabei die Augen und versuche dieses Situation wirklich zu fühlen. Was empfindest Du? Sind es tatsächlich positive Empfindungen oder fühlst Du Dich schlecht bei dem Gedanken, freie Zeit zur Verfügung zu haben?

Fühlen wir uns schlecht mit freier Zeit, dann werden wir unterbewusst alles tun, um diesen Zustand bloß nicht eintreten zu lassen. Wir packen dann jedes Fitzelchen unverplante Zeit voll mit Aktivitäten. Das muss nicht mal nur beruflich sein. Auch Freizeitunternehmungen können Stress auslösen.

Wenn Dir auffällt, dass der Gedanke an freie Zeit bei Dir tatsächlich mit Angst und unangenehmen Gefühlen verbunden ist, dann kannst Du üben, diese Gefühle zu verändern. Du könntest zum Beispiel damit beginnen, Dir Zeit mit Dingen zu blocken, die Ruhe entstehen lassen.

Trage Dir im Kalender 15 Minuten für eine Tasse Tee ein. Oder blocke 30 Minuten für einen Spaziergang. Wichtig ist, dass Du dann auch nur diese eine Tätigkeit machst und nicht nebenher noch am Handy oder im Webmeeting hängst. Lasse Dich bei diesen Unternehmungen ganz auf den Moment ein. Nimm bewusst, die positiven Seiten dieser ruhigen Momente wahr. So lernst Du, dass freie Zeit sich gut anfühlt.

Der Vorteil dieser Methode ist, dass Du  nicht direkt Leerlauf hast, sondern etwas unternimmst. So kannst Du die Zeit in Deinem Kalender für etwas Bestimmtes reservieren. Damit hast Du für den Anfang einen Leitfaden. Blockt man sich nämlich zu Beginn einfach nur leere Zeit ohne eine Tätigkeit zu hinterlegen, neigen wir  dazu, diese mit allerlei Aufgaben zu befüllen, da wir die Leere schlecht ertragen.

Falls Du Ideen brauchst, um Ruhezeiten zu schaffen, findest Du hier ein paar Anregungen:

Eine Tasse Tee  ohne Handy, Buch oder Labtop

Ein Spaziergang ohne Handy

15  Minuten an einem Gewässer sitzen

Ein kühles oder ein warmes Fußbad nehmen

Aufmerksam Musik hören (ohne Handy, Laptop!)

Eine Fußmassage für Dich selbst

Schöne Blätter sammeln im Wald

….

3. Wie wichtig nimmst Du freie Zeit?

Ist Freizeit für Dich genauso wichtig wie Arbeitszeit?  Oder lebst Du eher nach dem Motto „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“?

Das Problem ist, dass wir in unserer Kindheit häufig gelernt haben, dass wir uns erst ausruhen dürfen, wenn alle Arbeit erledigt ist. Allerdings wird die Arbeit nie zu 100% erledigt sein. Es kommt immer wieder etwas Neues hinzu, was abgearbeitet werden will.

Wenn wir also mehr freie Zeit in unser Leben bringen möchten, müssen wir erkennen und lernen, dass Freie Zeit mindestens genauso wichtig ist, wie Zeit, in der wir arbeiten.

Sind wir nur auf der Welt um zu arbeiten? Ganz sicher nicht! Wir sind hier um das Leben zu erfahren, um alles zu entdecken, was es hier auf der Erde gibt. Doch das geht  nur, wenn wir uns auch Zeit nehmen, Entdecker und Erforscher zu sein.

Leben wir um zu arbeiten, ist das als rasten wir in einem Tunnel durch das Leben: Wir bekommen nicht mit, welche Schönheit es rechts und links am Wegesrand zu entdecken gibt.

Nur wenn wir ab und an innehalten und ausruhen, erkennen wir die Wunder am Rande unseres Lebensweges.

Um mehr freie Zeit zu haben, müssen wir also lernen, freie und unverplante Zeit als genauso wertvoll anzusehen, wie Zeit für Arbeit. Es darf also auch gerne mal, erst das Vergnügen und dann die Arbeit kommen.

Dieses Gedankenspiel machte Katrin

“Meist laufen wir in unserem Leben auf ausgetretenen Pfaden. Wir haben das Bewusstsein für unsere eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Träume verloren. Ich möchte Menschen inspirieren, ihren Alltag so zu gestalten, dass Raum bleibt, sich selbst zu spüren. So zeigt sich Schritt für Schritt der eigene Weg und es wächst der Mut diesen zu beschreiten.”