
Oft versuchen Eltern Kinder mit Geld zu besseren Noten zu motivieren. Das kann jedoch sogar kontraproduktiv sein. Sabine vom Blog Mumslife, hat da eine ganz eigene Strategie entwickelt. Hier teilt Sie ihre Erfahrungen mit uns.
Kein Geld für gute Noten
Leider bekomme ich immer wieder durch den Freundeskreis meiner zwei Mädels mit, dass Kinder für die Noten im Zeugnis einen bestimmten Geldbetrag bekommen. Oftmals wurde vorher schon mit den Eltern verhandelt, welchen Geldbetrag es für welche Note gibt. Natürlich erzählen die Kinder das untereinander in der Schule.
Anfangs waren meine Kinder enttäuscht, dass sie von mir kein Geld für ihr Zeugnis bekamen. Als ich ihnen aber dann erklärte, warum ich der Meinung bin, dass es nicht sinnvoll ist, verstanden sie es.
Ich erklärte ihnen, dass eine Note 2 in Mathematik bei meiner großen Tochter nicht den gleichen Stellenwert hat, wie eine Note 2 in Deutsch. Meiner großen Tochter fiel Mathematik viel leichter als Deutsch. Hier musste sie sich schon ganz schön anstrengen, um eine 2 zu bekommen.
Oder eine Note 1 in Sport. Die fiel ihr sehr leicht, da sie von Haus aus eher der sportliche Typ ist. Warum sollte es dann für eine Note 1 in Sport einen höheren Geldbetrag geben, als für eine 2 in Deutsch, wo doch die 2 in Deutsch viel härter erarbeitet wurde?
So belohnen wir Zeugnisse
Da für die Kinder der Zeugnistag ein besonderer Tag ist, gibt es bei mir trotzdem eine Belohnung.
Die Zeugnisse gibt es immer an einem Freitag. Deswegen dürfen sich die Kinder eine Aktion auswählen, die wir dann als Familie gemeinsam unternehmen, z.B. ein Schwimmbadbesuch oder ein Kinobesuch usw. Natürlich machen wir auch unter dem Jahr gemeinsame Ausflüge, aber zu diesem Anlass eben auch.
Außerdem gehen wir meistens an dem Zeugnistag selbst in die Stadt. Hier dürfen die Kinder sich etwas aussuchen, das sie schon lange haben wollten. Ich rede hier nicht von riesigen Anschaffungen. Meine große Tochter hat sich letztes Jahr einen neuen Waschbeutel ausgesucht, einen der ihrer Meinung nach nicht mehr so kindisch ist. Danach geht es dann noch gemeinsam zum Essen oder Kaffee- bzw. Kakaotrinken. Dieser gemeinsame „Shoppingausflug“ ist für meine zwei Mädels das Highlight an dem Tag.
Ein Zeugnis der anderen Art
Zusätzlich schreibe ich ihnen noch ein ganz eigenes Zeugnis, in dem steht, warum sie viel mehr wert sind als nur Noten. Hier erwähne ich ihre Charaktereigenschaften, wie z.B., herzlich, hilfsbereit, neugierig, gerecht usw.
Dazu habe ich übrigens schon ganz tolle Vorlagen im Netz gesehen, falls man selbst nicht so kreativ ist oder sein will. Das Ganze kann man auch mündlich in einem Gespräch machen, in Ruhe, bei einer Tasse Kakao.
Mein Bauchgefühl sagt mir, dass den Kindern so eine Belohnung deutlich mehr bedeutet, als wenn man ihnen „nur“ ein paar Geldscheine in die Hand drückt.
Die Belohnung auch zwischen dem Jahr
Natürlich ist der Zeugnistag für die Kinder ein ganz besonders wichtiger Tag. Dennoch finde ich, dass besondere Anstrengungen auch unter dem Jahr gelobt und hervorgehoben werden sollten.
Hier spreche ich auch wieder nicht von den Noten selbst.
Meine große Tochter geht mittlerweile in die vierte Klasse und hier wird schon sehr stark auf den Übertritt vorbereitet. Es vergeht kaum eine Woche, in der sie nicht zwei Tests schreibt.
Tatsächlich hängt sie sich auch hier rein und übt auch noch neben den Hausaufgaben für einen Test völlig selbständig. Letzte Woche musste sie zusätzlich zu den Testterminen noch ein Referat vorbereiten und ausarbeiten.
Immer noch denke ich, dass unser Schulsystem hier auf ganzer Linie versagt, aber das ist wohl ein anderes Thema.
Nachdem ich ihre Anstrengungsbereitschaft bewundere, von der ich mir sicher bin, dass ich sie als Kind nicht hatte, gab es von mir auch hier eine Belohnung. Ohne das die Noten für diese Tests oder für das Referat feststanden.
Sie hatte sich vor längerem Badelatschen von Adidas gewünscht. Nachdem sie aber damals ein Paar passende hatte, hat sie sie nicht bekommen. Nun, nachdem die alten ihr zu klein geworden waren, habe ich ihr die gewünschten besorgt. Sie hat sich riesig gefreut.
Das Schöne an diesen „Zwischendurch“-Belohnungen ist, dass die Kinder nicht wissen, wann sie sie erhalten. Dadurch ist die Freude dann umso größer und sie arbeiten nicht nur auf ein Ziel hin, damit sie etwas erhalten, sondern sie bleiben motiviert, sich weiter anzustrengen.
Gerade wenn es in der Schule mal nicht so läuft und meine Mädels trotz „sich anstrengen“ eine nicht so gute Note erhalten habe, erzähle ich ihnen wieder, was für tolle Menschen sie sind und zähle ihnen ihre ganzen guten Charaktereigenschaften auf. Auch das kann man einfach mal unter dem Schuljahr machen und nicht nur am Zeugnistag selbst. Dadurch werden sie oft wieder motiviert und sehen diese Noten nicht als Bewertung ihrer Persönlichkeit.
Letztes Jahr hat eine Mitschülerin nach der Zeugnisvergabe in der Schule angefangen zu weinen. Meine Tochter erzählte mir dann, dass sie zu dem Mädchen hingegangen ist und ihr erzählt hat, warum sie ein toller Mensch ist. Bei diesem kleinen Bericht hatte ich dann tatsächlich ein paar Tränchen in den Augen und war mir sicher, dass Geld als Belohnung nicht der richtige Weg ist um eine Kinderseele in unserem Schulsystem zu stärken.
Diese Gedanken machte sich Sabine als Gastautorin für lib-elle
“Die Perfektion liegt im Unperfekten”, sagt Sabine. Sie bloggt regelmäßig auf Mumslife über ihr herrlich unperfektes Leben. Man findet sich in den Geschichten selbst wieder und bekommt Mut, seinen Weg einfach beherzt weiterzugehen, auch wenn mal wieder alles schief läuft.
Übrigens durften wie Sabine auch schon im Interview kennenlernen. Mehr erfährst Du hier.
lib-elle bittet jeden regelmäßig Experten als Gastoutoren ihre Gedanken zu einem bestimmten Thema zu äußern. Regina schrieb zu unserem Monatsthema im Januar “Kinder zum lernen motivieren ohne Druck, Stress oder Streit”. Wenn Du auch mal einen Gastbeitrag für uns verfassen möchtest, freuen wir uns, wenn Du Dich bei uns meldest.


Dieses Gedankenspiel machte Katrin
“Meist laufen wir in unserem Leben auf ausgetretenen Pfaden. Wir haben das Bewusstsein für unsere eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Träume verloren. Ich möchte Menschen inspirieren, ihren Alltag so zu gestalten, dass Raum bleibt, sich selbst zu spüren. So zeigt sich Schritt für Schritt der eigene Weg und es wächst der Mut diesen zu beschreiten.”